Ich erinnere mich noch genau: in meiner Schulzeit war die Inflation ein Kern-Wahlkampfthema. Tropf, Tropf, Tropf, Inflation stand auf einem der CDU-Plakate, das eine sich verflüssigen und Abschmelzen der D-Mark Münze zeigte. Wie damals der Deutschen Mark geht es jetzt dem Euro. Er verliert massiv an Kaufkraft in Deutschland und in der gesamten EU. Auch in den USA nagt eine Inflationsrate von über 5 Prozent am eigentlich starken Dollar. Transatlantische, inflationäre Tendenzen also.
Das ist nicht weiter erstaunlich, denn überall kämpfen Firmen mit knappen elektronischen Bauteilen und mit Rekordpreise für Rohstoffe und Transport-Container. Der Weltmarktführer für Waschmaschinen mit Sitz in Ostwestfalen hat in seiner gesamten Firmengeschichte noch nie so viel Geld für Stahl bezahlt wie jetzt. Und die Gütersloher wissen: der Stahlpreise steigt weiter. Für den Verbraucher heißt das, wer neue weiße Ware made in NRW ordern will, der tut das am besten noch in diesem Monat. Vom kommenden Jahr an müssen wir uns nämlich in diesem Segment auf Preissteigerungen von bis zu acht Prozent gefasst machen. Inflation ist der Taschendieb der kleinen Leute, hat ein Bundesarbeitsminister der Bonner Republik gesagt. In diesem Punkt hatte Norbert Blüm recht.
Wer mit seinem Gehalt oder seiner Rente gerade über die Runden kommt, dem hilft auf Dauer kein noch so gewitztes Schnäppchenjägertum. Es gibt kein Entkommen, auch nicht im Advent. Selbst auf dem Adventskranz geht es inflationär zu. Und wie Wachskerzen stellen fast alles in den Schatten. Die Lieferanten stellen rund 40 Prozent Preissteigerung in Rechnung. Und wo Wachs schmilzt, da schmilzt auch unser Geld. Wie gesagt: Tropf. Tropf. Tropf. Inflation. Kleiner Trost: Die Händler geben die Preissteigerungen nicht eins zu eins weiter. Sonst wären Adventskranz und Weihnachtsbaum mit echten Kerzen in diesem Jahr der wahre Luxus.